Deutschland im Krisenmodus

Die derzeitige Wirtschaftslage Deutschlands zu Beginn des Jahres 2024 wird allenthalben beklagt.  Es heißt: die deutsche Wirtschaft, einst das Rückgrat der europäischen Stabilität und des Wohlstands, ist in einer dramatischen Schieflage, die sowohl ihre kurzfristige Erholung als auch ihre langfristige Innovationsfähigkeit betrifft. Die Bauern streiken eine Woche lang und blockieren Straßen und Autobahnzufahrten und es gibt weitere Streiks. Gegenstand des Bauernstreiks ist die Kürzung von Agrarsubventionen, die auch noch umweltfeindlich sind. Allein dieser Punkt muss schon angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Klimakrise nachdenklich stimmen.

Im Zentrum der Entwicklung steht die gegenwärtige Budgetkrise, verursacht durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gegen zusätzliche Schulden für Klimaschutz und Wirtschaftsmodernisierung; sie hat sie zu einer finanziellen Lähmung geführt. Diese fiskalische Zwangsjacke, die durch die deutsche „Schuldenbremse“ noch verschärft wird, zwingt die Regierung zu schmerzhaften Ausgabenkürzungen, die das Wirtschaftswachstum dämpfen und in einer Schrumpfung des BIP um 0,5% im Jahr 2024 gipfeln könnten. Hier wird die finanzpolitische Vernunft kurzfristigen Sparzwängen unterworfen, was auf ein mangelndes ökonomisches Grundverständnis hindeutet.

Die Energiepreiskrise, angetrieben durch den Ukraine-Konflikt und steigende globale Energiepreise, hat die deutsche Wirtschaft zudem stark belastet. Die Abhängigkeit von russischem Gas und der Übergang zu alternativen Energiequellen bleibt eine schwierige Gratwanderung. Hinzu kommt die globale Konjunkturabschwächung, die besonders schädlich für eine exportorientierte Wirtschaft wie die deutsche ist.

Die strukturellen Probleme, insbesondere der Arbeitskräftemangel in Schlüsselsektoren, verschärfen die Lage. Eine alternde Bevölkerung und die unzureichende Einwanderung von Fachkräften bedrohen die langfristige Innovationsfähigkeit und Produktivität der deutschen Wirtschaft.

Besonders besorgniserregend ist der Aufstieg der AfD, der eine politische Zuspitzung darstellt, die das internationale Ansehen Deutschlands beeinträchtigen könnte. Dies könnte ausländische Investoren und qualifizierte Arbeitskräfte abschrecken. Sollte in diesem Jahr die AfD in Sachsen und Thüringen mit bekanntlich rechtsextremen Führern an die Macht kommen, kann das nicht ohne massive Auswirkungen auf die globale Vernetzung Deutschlands bleiben.

In diesem Kontext erscheint der aktuelle Bauernstreik als Symptom einer tieferen sozialen und wirtschaftlichen Unzufriedenheit. Solche Proteste, zusammen mit den politischen Spannungen, spiegeln eine zunehmend polarisierte Gesellschaft wider, die mögliche Lösungsanstrengungen torpediert. Gruppenegoismen sind dabei gefährlich für die gesamte wirtschaftliche Lage.

Die langfristigen Auswirkungen dieser Krise könnten noch gravierender sein. Eine solche Krise würde die Fähigkeit Deutschlands, an der Spitze der globalen Wirtschaft und Technologie zu stehen, erheblich beeinträchtigen.

Während Deutschland zweifellos vor ernsthaften Herausforderungen steht, sticht dennoch hervor, dass das Land auch über erhebliche Stärken verfügt, wie eine starke industrielle Basis, eine hohe Produktivität und eine historische Fähigkeit zur Anpassung und Innovation. Die deutsche Wirtschaft hat in der Vergangenheit ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt. Es mangelt allerdings zurzeit an politischem Gestaltungswillen und an politischer Durchsetzung. So abgedroschen es auch klingen mag, die richtigen Rahmenbedingungen – gepaart mit einem starken Willen, Digitalisierung und Innovationsfreude richtig einzusetzen – könnten hier Berge versetzen. Leider ist die Stimmung gerade nicht danach. Dennoch ist es wichtig, daran festzuhalten, dass alles Beschweren und Mokieren überhaupt keinen Wert hat, sondern dass nur die verbessernde Aktion hilft.

Finanzkrise 2.0?

 

 

Die letzten Ereignisse im weltweiten Bankensektor beunruhigen die Finanzwelt und werfen weitgehende Fragen auf. Dieses Mal ist für die Krise nicht der Immobiliensektor ausschlaggebend, sondern die Zinsentwicklung und bankenspezifische Gründe wie bei der Credit Suisse.Die kalifornische Bank Silicon Valley Bank ist zugrunde gegangen, weil sie Vermögenswerte veräußern musste, um liquide zu bleiben: diese Vermögenswerte (im Wesentlichen Anleihen) haben wegen der steigenden Zinsen stark an Wert verloren; Kunden wollten wegen der Krisenentwicklung ihre Einlagen herausnehmen und nötigten die Bank, die Vermögenswerte zu veräußern. Fraglich ist in diesem Zusammenhang, warum ein vorübergehender Liquidationsengpass nicht über eine Notenbank-Geldspritze (gesichert durch diese Wertpapiere) bewerkstelligt werden konnte. Offenbar hat der Anlegerdruck (intensiviert durch die Kommunikation über Social Media) eine solche Lösung erschwert. Hier wird einiges aufzuarbeiten sein, denn heute können Gerüchte die Banken schneller in Gefahr bringen als früher.

Andere amerikanische Banken wie die Signature Bank und die First Republic hatten ebenfalls mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Signature hatte viele Kunden aus dem Kryptobereich. Signatures Kunden waren überwiegend Unternehmen mit Einlagen, die deutlich über 250.000 Dollar lagen, die nicht mehr durch die Einlagensicherung gedeckt sind.  Auch bei der gescheiterten Silicon Valley Bank (SVB) war der Anteil von unversicherten Einlagen mit gut 93 Prozent überdurchschnittlich hoch (Quelle Handelsblatt vom 20.3.23).  Am 12. März 2023 wurde sie von der Federal Deposit Insurance Corporation übernommen und geschlossen. Die große Regionalbank First Republic (unversicherte Einlagen in Höhe von 30 Mrd. Dollar!) verlor massiv das Anlegervertrauen und wurde von einigen US-Großbanken danach durch Geldspritzen unterstützt, die Rettungsaussichten sind ungewiss. Andere US-Regionalbanken haben ebenfalls große Anteile von nicht versicherten Einlagen und sind durch den Abzug dieser Einlagen in Liquiditätsnöte geraten.

Die Schweizer Credit Suisse dagegen ist seit Jahren in den Schlagzeilen und erlitt in letzter Zeit horrende Mittelabflüsse. Die Bank war involviert in den Greensill-Skandal, den Archegos-Skandal, sie hatte Sicherheitsprobleme und war in verschiedene Geldwäscheskandale verwickelt. Die Sanierung der Bank ist offenbar nicht gelungen. An dieser Stelle stellen sich einige Fragen bezüglich der Rolle der Aufsicht.

Das grundsätzliche Problem der Bankenregulierung ist recht einfach zu beschreiben, obgleich die Regelungen von Basel 3 und 4 sehr komplex erscheinen: die Eigenkapitalquoten der Banken sind zu gering (mit 10 bis 15 % im Schnitt der letzten Jahre). Wie der Bankenexperte Prof. Hellwig in der SZ vom 20. März 23 betont, sollte die Eigenkapitalquote über 20 bis sogar 30 % liegen.

Die Banken haben sich erfolgreich gegen weitere Eigenkapitalanforderungen gewehrt.  Die Eigenkapitalanforderungen an die Banken sind das A und O der Regulierung, denn nur so können die Risiken bei den Banken bezogen auf die Hebelwirkungen ihrer Finanzierungsstrategien eingeschränkt werden.

Die nach der Finanzkrise eingeführten Nachranganleihen (ATP-1) sollten die Finanzierungspielräume der Banken erweitern. Die Kritik daran, dass diese Anleihen nach der Fast-Pleite der Credit Suisse jetzt wertlos sind, muss relativiert werden, denn die Bank war schon seit Jahren in einer Schieflage.

Grundsätzlich hätten die Banken davon ausgehen können, dass die Zinswende infolge der Inflation nach der Pandemie und der Kriegsentwicklung im letzten Jahr zu bestimmten Verwerfungen in den Finanzmärkten führen würde. Wenn jedoch Bankmanager das Risikomanagement nicht ernst genug nehmen und zudem das ureigenste Geschäft der Bank (die Risiko- und Fristentransformation) nicht ausgefeilt beherrschen, dann sind Krisen wie die der amerikanischen Regionalbanken unausweichlich.

Managerversagen, zu hohe Eigenmittelausschüttungen über Aktienrückkäufe und Dividenden und eine unzureichende Risikovorsorge haben zu der aktuellen Finanzkrise beigetragen. Offenbar ist die Lernkurve seit der Finanzkrise von 2007/2008 ziemlich flach verlaufen.

Wirtschaftliche Narrative in Krisen

Die vielen Krisen, die die Weltwirtschaft, Europa und Deutschland heimsuchen, werden in den Medien ausführlich beschrieben und sorgen bei den Menschen für eine Furcht vor der Zukunft. Die Energieversorgung ist nur noch durch „Energie sparen“ sicherzustellen, eine weltweite Rezession steht vor der Tür und ein Krieg in Europa tut sein Übriges dazu. Dies befeuert ein Narrativ, das bereits in den 30-er Jahren ähnlich funktionierte – während der großen Weltwirtschaftskrise. Robert Shiller beschreibt dies sehr ausführlich ein seinem Buch „Narrative Wirtschaft“ (2019) vor allem in seinem Kapitel 11: „Sparsamkeit contra Zurschaustellung von Konsum“.

Es ist ein interessanter Vergleich zu heute möglich, weil die Menschen heute wieder vor dem Hintergrund der Rezession und der Energiekrise ihr Geld zusammenhalten und mehr sparen (in Deutschland ist die Sparquote wieder auf Vor-Corona-Niveau, aber die Menschen beabsichtigen mehr zu sparen – so einige renommierte Wirtschaftsforscher). Das Konsum-Barometer des HDE, das als verlässlicher Gradmesser für die Kauflaune gilt, weist den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen vor 30 Jahren auf. Laut dem Hamburger Gewos-Institut sinkt dieses Jahr erstmals seit der Finanzkrise 2009 der Immobilienumsatz.

Die Situation ist sehr vertrackt, weil die Menschen mehr für Energie und sonstigen Konsum ausgeben und ansonsten mehr sparen, wenn sie überhaupt sparen können. Wirtschaftsforscher wie Marcel Fratzscher vom DIW sagen, dass rund 40 % der Menschen in Deutschland keine nennenswerten Ersparnisse haben. Deren Ausgaben für höhere Energiepreise fehlen dem Rest der Wirtschaft.

Shiller (2019) stellt den Zustand in den 30-er Jahren aus einer anderen Perspektive wie folgt dar: „Das Narrativ hat eine moralische Dimension.“ Die Spartendenzen führten damals zu einer gesellschaftlichen Bewegung, die Sparen als angemessen und notwendig erachtete, weil die wirtschaftlichen Bedingungen dies erforderten.  Heute ist es ähnlich, wenn auch nicht identisch. Die Staaten sind ausgabefreudiger als die Staaten in den 30-er Jahren und können vielleicht einiges aufwiegen.

Ein weiterer Aspekt kommt erschwerend hinzu: die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung und die Inflation ermöglichen den Menschen kein inhärentes Verhalten mehr. Getrieben von der Verlustaversion (beschrieben von Daniel Kahnemann) investieren sie weniger und unterliegen darüber hinaus verschiedensten Verzerrungen, wobei der berühmte „Herdentrieb“ und die „Fehleinschätzung von Wahrscheinlichkeiten“ m.E. die bedeutsamsten sind. Folglich überbewerten sie die negativen Entwicklungen, geben weniger aus und sehen dann auf der anderen Seite, dass ihr gespartes Geld durch die massive Inflation an Wert verliert (über alle Assetklassen hinweg besteht die Gefahr negativer Realzinsen). Menschliche Akteure neigen in solchen Zuständen zu „kognitiver Dissonanz“, haben also ein starkes Unwohlsein aufgrund unvereinbarer Wahrnehmungen.

All dies führt zu einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“: ein Nachfragerückgang führt zu sich verstärkenden negativen kumulativen Prozessen und mündet schließlich in einer Rezession. Die große Frage, was zu tun ist, ist schwer zu beantworten. Zumindest könnte man versuchen, den Menschen mehr „Zuversicht“ bezüglich der Zukunft einzuflößen und ihnen neuere technischen Entwicklungen wie die Blockchain, neue medizinische Entwicklungen, neuartige Energiekonzepte zu vermitteln. Zudem ergeben sich bei günstigen Asset-Preisen Einstiegsmöglichkeiten mit Potential. So hat es immer funktioniert.

 

Krieg in Europa

Der Überfall von Russland auf die Ukraine gestern und die Drohungen Russlands gegen den Westen, die sich wie eine Androhung eines Nuklearkriegs anhören, haben die weltweiten Märkte stark durchgerüttelt. Die Ausschläge auf den Aktienmärkten waren allerdings moderat und nicht crash-mäßig: der DAX verlor am 24. Februar rd. 4 % und erholt sich am nächsten Tag wieder, der Dow Jones drehte am Ende des Handelstages sogar leicht ins Plus. Gravierender waren die Auswirkungen auf die Moskauer Börse (minus 50 %) und auf die Rohstoffmärkte (Öl- und Gaspreise steigen stark – der Gaspreis stieg am 24.2.22 um 60 %). Es muss kaum betont werden, dass die Inflationssorgen angesichts dieser Preisschocks wachsen werden.

Der Tag hat noch etwas bewirkt: es wird Umschichtungen in den Staatsbudgets der NATO zugunsten der Militärausgaben geben und dies zulasten von Sozial-, Umwelt- und Technologieförderungsbudgets. Die Prioritäten werden neu bestimmt und das wird nichts Gutes bedeuten.

All dies ist derart dramatisch, dass sich die Ökonomen schwertun, die Konsequenzen zu formulieren. Kriegsängste, Inflationsängste und wirtschaftliche Verwerfungen werden jedenfalls keine positiven nachhaltigen Effekte haben – abgesehen davon, dass die Militärindustrie ein Gewinner sein dürfte.

Die Kern-Krypto-Werte sind auch in den Keller gegangen, können sich aber heute (am 25.2.22) wieder berappen und zeigen starke Tendenzen nach oben. Die Anleger müssen sich überlegen, wie sich die möglichen Krisen im herkömmlichen Finanzsystem und die Inflation auf sie auswirkten und sie können zu dem nachvollziehbaren Schluss kommen, dass Krypto ein Gewinner der Entwicklung sein kann, aber nicht sein muss.  

Jahresausblick 2022

Das Jahr 2022 ist für die Kapitalmärkte sehr schwierig einzuschätzen – die Jahrhundertpandemie dauert noch an und mit Omikron gibt es ein (vielleicht letztes) Aufbäumen des Virus. Die damit verbundenen Verwerfungen bei den Lieferketten und die konjunkturellen Probleme lasten schwer auf der Weltwirtschaft und auf den Unternehmen – dies macht eine Prognose überaus schwierig. Damit nicht genug: die Inflation hat Höhen erreicht, die von den Notenbanken lange kleingeredet wurden und denen die amerikanische Notenbank jetzt mit Zinserhöhungen begegnet; das Dilemma der EZB ist, nicht angemessen reagieren zu können.

Es ist zu erwarten, dass die Bewertungen auf den Aktienmärkten einen Dämpfer erfahren werden, die Aufschläge auf die längerfristigen KGV’s sind sehr hoch (das Shiller-KGV erreicht mit über 38 einen Höchstwert). Schauen wir in die USA: 2021 legte der US-Index S&P 500 bis kurz vor Jahresende um 25 % zu, seit Ende 2018 auf mehr als 90 Prozent. Der Dax hatte in 2021 ein Plus von rd. 15 % und seit Ende 2018 einen Zuwachs von rd. 50 %. Diese Daten zeigen im Zusammenblick mit den KGV-Entwicklungen eine beunruhigende tendenzielle Überbewertung an.

Psychologisch ist solch eine Gemengelage nicht günstig, denn leichte Verwerfungen könnten größere Krisen auslösen. Höhere Inflation, hohe KGV’s und die unsichere Coronalage sind der Grund für eine zu erwartende steigende Volatilität auf den Märkten.

Es gibt mit den digitalen Vermögenswerten (Krypto-Assets) allerdings eine in der Bedeutung wachsende Alternative, die zwar sehr volatil ist, aber aus der Inflationsperspektive attraktiv sein kann und in einem eigenen Kosmos (Decentralised Finance) noch Renditechancen verspricht, die jenseits der klassischen Anlagewelt im Fiat-System liegen (einfache Sparprodukte).

Das Jahr 2022 wird aufregend und vielleicht auch krisenhaft, aber Technologie wird auch hier Alternativen bieten und für langfristige Anleger werden die realwirtschaftlichen Herausforderungen mit eben dieser Technologie und dem drohenden Klimawandel genügend Anlagepotential bieten.

Aktuelles Börsengeschehen..Dez. 2021

Es ist bemerkenswert, wie die aktuellen Turbulenzen an den Börsen (auch Kryptobörsen) diskutiert werden. Inflations- und Konjunktursorgen, die neue Virusvariante u.v.m. drücken auf die Stimmung – zumindest erhöhen sie die Volatilität an den Märkten. 
Eine allgemeine Einschätzung dazu:

In volatilen Zeiten sollten sich die Anleger, die längerfristig orientiert sind, eigentlich wie immer verhalten: sich auf ein gut diversifiziertes Portfolio stützen oder über einen groß angelegten Index investiert sein (bzw. sich diesbezüglich einen Sparplan bauen oder bauen lassen). Zusätzlich sollten sie der Empfehlung des Ökonomen Richard Thaler (einer der bekanntesten Verhaltensökonomen) folgen, das Aktienportfolio nicht allzu oft umzuschichten, denn Anleger werden nach Thaler umso risikoscheuer, je öfter sie sich den Wert ihres Portfolios ansehen.  Wenn man dann noch der Shiller- KGV mit zur Rate zieht (seit Jahren stark wachsend), sieht man, dass alle Aktivitäten heute keine wirklich nachhaltigen Ertragschancen mehr mit sich bringen – außer man hat viel, viel Glück. Und dann wären wir bei den eher kurzfristig ausgerichteten Anlegern, die das Glück für sich wirken lassen wollen, denn nach unserer klassischen Finanztheorie kann nur der Zufall uns zur Überrenditen führen. Dies wäre also eher der skeptische Blick auf den Aktienmarkt. Natürlich haben die aktuellen Inflations- und Konjunktursorgen und die neue Corona-Variante Einfluss auf das Anlegerverhalten – aber das Maß der Unsicherheit ist ja genau der Anlass, sich mit den psychologischen Aspekten zu beschäftigen. Es ist somit bei den Verhaltensökonomen „common sense“, die Volatilität der Märkte nicht durch eigenes Verhalten noch zu steigern. Man sieht das auch schön bei den Kryptowerten, die leider auch in diesen Sog gezogen wurden und wo Anleger auch die Volatilität durch eigenes Verhalten steigern. Zusammengefasst könnte man sagen: es leben die Hodler (also diejenigen, die nicht nervös ein- oder austeigen).

Klimakatastrophe und alternative Assets

Die  Klimakonferenz in Glasgow sollte ein (erneuter) Weckruf werden, der die Erde auf den 1,5-Grad – Pfad bringen sollte. Es wird wohl sehr schwierig sein, das zu erreichen – die UN geht davon aus, dass mit den bisherigen Maßnahmen eine durchschnittliche Erwärmung von 2,7 Grad zu erwarten ist. Der neue UN-Klimabericht kommt zu dem Ergebnis, dass ausgehend von den nationalen Zielen die weltweiten Emissionen am Ende des Jahrzehnts um 16 Prozent höher liegen werden als im Jahr 2010. So viel zu den Wünschen der Verantwortlichen….

Die Konsequenzen der Erwärmung sind oft beschrieben worden, haben aber bislang kaum ernstzunehmende Folgen für die Finanzmärkte – was erstaunlich ist, denn ein bedeutender Ressourcenbestand (die Karbonressourcen) muss im Boden bleiben, weil er eine massive Gefahr darstellt. Daher lohnt ein Blick auf die Investoren der Karbonunternehmen. Hier stellt sich schnell heraus: offenbar ist das schnelle Geld immer noch der Dreh- und Angelpunkt der Kalkulationen.

Die Finanztheorie stellt für Analysen und Bewertungen einen Werkzeugkasten bzw. Instrumente bereit, die die Gegenwartspräferenzen der Anleger zum Ausgangspunkt erklären (alle Werte wie Aktien, Immobilien, Anleihen etc. werden in der Finanzwirtschaft fundamental mit Barwertrechnungen ermittelt).  Zudem gehen die klassischen Finanztheorien häufig von Wachstumsannahmen aus, die wenig Raum für nachhaltige Aspekte lassen.

Diese klassischen Finanztheorien stellen das Wachstum, die Preisreaktionen auf den Märkten und Effizienzmarktüberlegungen in den Mittelpunkt ihrer Analysen und können intrinsische Motivationen der Anleger nur unzureichend einbeziehen. Auch wenn die Behavioral Finance hier Ansätze für eine stärkere intrinsische Berücksichtigung verfolgt, so bleibt die Dominanz der klassischen Finanztheorie für die Finanzmärkte erhalten.

Die praktische Relevanz zeigt sich gut an der Diskussion um nachhaltige Aktienfonds. Diese werden in erster Linie aufgelegt, um den intrinsischen Nachhaltigkeitsneigungen mancher Anleger entgegenzukommen – aber die Diskussion um die ehemalige DWS-Nachhaltigkeitschefin Fixler, die im März 2021 Zweifel an den Nachhaltigkeitskriterien (ESG) ihrer eigenen DWS-Nachhaltigkeitsfonds geäußert hatte wirft genauso einen dunklen Schatten auf die Branche, wie die Einlassungen des früheren Nachhaltigkeitschefs Tariq Fancy von BlackRock, der bezweifelte, dass die Nachhaltigkeitsfonds von BlackRock wirklich so nachhaltig sind.

Im Handelsblatt vom 4.11.21 steht nun: „So haben die global tätigen Großbanken allein in diesem Jahr 459 Milliarden Dollar an Anleihen und Krediten für den Öl-, Gas- und Kohlesektor zur Verfügung gestellt, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Grüne Anleihen und Kredite summierten sich demnach auf 463 Milliarden Dollar.“ Offenbar wird der Karbonsektor noch lange nicht aufgegeben. Die Beispiele zeigen auch, dass in der Umsetzung von ESG-Standards und deren Kennzeichnungen noch viel zu tun ist.

An dieser Stelle kann leider keine vollständige Analyse dieser Instrumente vorgenommen werden, doch die Tendenz einiger großer Investoren wie BlackRock u.a. in Richtung ESG ist schon gegeben, weil diese davon überzeugt sind, dass die Zukunft den Nicht-Karbon-Unternehmen gehört. Es ist sogar eine Diskussion darüber entbrannt, ob es nicht einen Schaden gibt, wenn auf die Ölförderung (und damit auf wichtige Cashflows) verzichtet wird und alle nun auf langfristige Erfolge aus sind (siehe Matt Levine – Newsletter vom 28.10.21).

Wie zuvor dargelegt, ist der Barwertaspekt und die Ausrichtung auf die nahe wirtschaftliche Zukunft die Achillesferse des Problems: warum kurzfristig etwas Schädliches aufgeben, wenn es doch den Cashflow für den Umbau in Richtung Nachhaltigkeit erzeugt. Der Punkt ist nur der, dass dieses Denken nicht dabei hilft, die CO2-Emissionen so schnell zu senken, wie es notwendig wäre.

Das führt uns zu dem Aspekt der intrinsischen Motivation zurück. Der wird umso bedeutender, je dringlicher das Klimathema wird. Die Anleger wollen mit ihren Mitteln (auch indirekt mit ihren Pensionsgeldern) Investitionen in eine grüne Zukunft finanzieren und sie wollen keine Finanzierung von Karbonunternehmen, die auch oft „stranded assets“ genannt werden: eigentlich ein einfaches, nachvollziehbares Ziel. Die herkömmliche Finanzindustrie ist offenbar nicht in der Lage, diesem Ziel so einfach zu entsprechen. Hier kommen die „alternativen Finanzierungen“ ins Spiel, nicht nur über Ökobanken, sondern auch über Crowd- und Token Finanzierungen.

Wir haben bei den alternativen Finanzierungen in der Finanzwirtschaft eine technologische Basis, die mit der Blockchain-Technologie und KI-basierten Robot Systemen von der grünen Wiese aus dem intrinsischen Charakter eine Finanzierung von nachhaltigen Projekten über dezentrale Mechanismen ermöglichen kann. Decentralised Finance (DeFi) kann hier ein Ausgangspunkt sein, wobei die Massentauglichkeit noch nicht unter Beweis gestellt wurde.

Eine Entwicklung dieser Modelle kann den Anlegern helfen, unabhängig von Fonds und Banken ein nachhaltiges Portfolio aufzubauen. Letztendlich ist das Problem zu groß, um es zentralen Vermittlern zu überlassen.

 

Coinbase – Hype oder Entwicklung?

Coinbase ist auch vielen Nicht-Krypto-Fans bekannt, erst recht nach dem Börsengang am 14. April 2021 in New York. Mit einem Schlusskurs von 328,28 US-Dollar hatte die Coinbase-Aktie ihren Einstand an der US-Börse NASDAQ. Das ergibt grob einen Marktwert von 86 Mrd. US-Dollar und damit wäre die Company mehr wert als die beiden großen New Yorker-Börsen zusammen. Dieser Wert ist deshalb so bemerkenswert, weil das Unternehmen im Rahmen der letzten Finanzierungsrunde vor dem Börsengang durch private Geldgeber noch mit 8 Milliarden US-Dollar bewertet wurde. Der Börsengang fand mittels eines Direct Public Offerings statt, also es wurden keine neuen Aktien emittiert und es wurde kein Underwriter (keine Investmentbank) eingeschaltet.

Coinbase war in den ersten drei Quartalen 2021 angesichts des Krypto Booms sehr erfolgreich und verzeichnete Gewinne in Höhe von ca. 800 Mio. US-Dollar, während der Gewinn des gesamten letzten Jahres weit darunter lag. Coinbase ist folglich profitabel, das unterscheidet das Unternehmen von zahlreichen anderen Börsenneulingen, die zwar über eine nachvollziehbare Wachstumsstory verfügen, aber noch keine oder kaum Gewinne erzielen (so Airbnb oder auch der Cloud-Datenspeicher-Anbieter Snowflake in den USA).

Das Ausmaß der o.a. Bewertung ist kritisch zu betrachten, weil die Risiken nicht unerheblich sind. Bei diesem Boom werden sicherlich potentielle Konkurrenten auf den Plan gerufen, in dieses margenstarke Geschäft einzusteigen (und damit den Handel mit den Kryptowährungen für die Anleger günstiger zu machen).  So sind die Zahlungsdienstleister PayPal und Square in den USA in dem Handels- und Aufbewahrungsgeschäft für Kryptowährungen schon tätig und Konkurrenten wir Binance und Kraken stehen schon lange in den Startlöchern.

Zum Vergleich mit den großen US-Börsen: Coinbase-Nutzer haben in den vergangenen 8 Jahren Kryptowährungen im Wert von rund 456 Milliarden US-Dollar gehandelt, das ist weniger als an einem durchschnittlichen Tag an den US-Börsen gehandelt wird (nach Matt Levine in seinem aktuellen Newsletter vom 14.4.21).

Offenbar sind die Analysten und Investoren der Meinung, dass Coinbase noch lange eine dominante Rolle in dem Krypto-Markt spielen wird und sich mit zusätzlichen Bankdienstleistungen und weiteren Services von der Konkurrenz abheben wird. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich der Markt sehr dynamisch entwickeln wird; zudem bedeutet die ausschließliche Ausrichtung auf Krypto ein Konzentrationsrisiko.

Aus verhaltenstheoretischer Sicht ist dieser Hype um Coinbase ebenfalls bemerkenswert. Die Story scheint sehr gut zu passen und wir wissen mittlerweile, dass Stories die Anleger und Analysten bewegen, vor allem in einem so unsicheren Markt. Anleger unterliegen demgemäß einem Verzerrungspotential, das folgenschwer sein kann, Insofern sollten nur sehr risikofreudige Anleger auf den Coinbase-Zug aufspringen.

Die Form des Börsengangs (wie oben erwähnt das Direct Public Offering) zeigt auf, dass die bisherigen Coinbase-Investoren (neben den Gründern Brian Armstrong und dem ehemaligen Goldman-Sachs-Trader Fred Ehrsam noch die zwei großen Risikokapitalgeber Andreessen Horowitz und Union Square Ventures) davon profitieren (es fließt kein neues Geld in die Company). Daran ist grundsätzlich nichts Verwerfliches, aber ein großer Wachstumsimpuls geht davon nicht aus. Die Krypto-Szene steht diesem Vorgang wohl zwiespältig gegenüber: zum einen erreicht Krypto den Mainstream und damit mehr Aufmerksamkeit, zum anderen findet der Prozess außerhalb des Krypto-Universums statt und damit nach den Regeln der „old Economy“ und eben nicht dezentral.

Gamestop: Was passiert da gerade?

Dynamische Prozesse lösen häufig Irritationen aus, wie man aktuell bei den Vorgängen der jungen Trader um die Gamestop-Aktie sieht. Es geht sogar so weit, dass von Panik gesprochen wird. Was ist da los?

Die amerikanische Einzelhandelskette Gamestop war für einige Hedgefonds ein Angriffsziel u. a. für Melvin Capital. Hedgefonds sind Investmentfonds mit der Ausrichtung auf stark spekulative Anlageformen (siehe zur Erklärung: https://www.finanzfluss.de/geldanlage/hedgefonds).

Vermögende Privatanleger und institutionelle Anleger (Versicherungen, Pensionsfonds etc.) investieren in sie und können ihr Portfolio renditestark abrunden. Hedgefonds nutzen häufig Leerverkäufe und gehebelte Finanzierungen für die Erzielung von teilweise beträchtlichen Renditen; man kann sagen, dass Hedgefonds so etwas wir ein Herzstück des Kapitalmarktes sind.

Im Mittelpunkt stehen Leerverkäufe: hier wetten die Fonds auf sinkende Aktienkurse; der Leerverkäufer verkauft die Aktien, die er dann zu einem späteren Zeitpunkt billiger am Markt einzukaufen versucht. Bei einem gedeckten Leerverkauf hat er sich zuvor die Aktien ausgeliehen (er muss sie dann auch zurückgeben zu einem vereinbarten Termin, dafür erhält der „Vermieter der Aktien“ eine Gebühr).

Der entscheidende Punkt für den Spekulanten ist: er macht nur Gewinn, wenn der Kurs der Aktie auch fällt. Wenn sich nun Kleinanleger über das Internet (über Reddit z.B. wie in diesem Fall – der Bereich heißt „WallStreetBets“) zusammentun und gemeinsam Aktien dieses Unternehmens kaufen, dann wird der Kurs stabilisiert und steigt sogar. Der Aktienkurs von Gamestop stieg vom 4. Januar 2021 von 17,25 Dollar auf bis zu 427 Dollar am gestrigen Donnerstag (28. Januar 2021), sank aber dann wieder beträchtlich ab (im Handelsverlauf des Tages auf unter 200 Dollar).

Das sind extreme Kursbewegungen, die die Aufsicht und auch die Politik beunruhigen. Laut einer Aufstellung der Börse Stuttgart war Gamestop eine der meist gehandelten Aktie in den vergangenen sieben Tagen. Die jungen Trader, die teilweise aus spielerischer Absicht, teilweise auch aus politischer Ablehnung gegenüber Hedgefonds handelten, konnten mit ihrem Tun erreichen, dass die Hedgefonds durch den notwendigen Aktienkauf (um die Aktien an die Vermieter zurückzugeben) die Kurse nach oben trieben (das nennt man „Short squeeze“) und in eine Schieflage gerieten. Der amerikanische Hedgefonds Melvin Capital musste deswegen von zwei Konkurrenten gerettet werden – mit einer Kapitalspritze über 2,75 Milliarden Dollar. 

Konsequenz: Der Handel mit der Aktie wurde am gestrigen Donnerstag in New York und auch anderswo von den Brokern eingeschränkt. In Deutschland konnten Kunden des Neobrokers Trade Republic am Donnerstag nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr handeln, in Amerika schränkte am Donnerstag auch der Online-Broker Robinhood den Handel mit weiteren Titeln ein (Nokia, Blackberry u.a.).

Zur Bewertung: Diese Turbulenzen sind der Ausdruck eines technologisch ermöglichten (Internet) Herdentriebes, durchsetzt mit Stories aus dem Milieu der bankenkritischen Internetnutzer. Man kann auch sagen: eine etwas aus dem Ruder geratene Crowd erkannte die Möglichkeit die Kapitalmärkte zu bewegen und sogar zur Gefahr für Hedgefonds zu werden, was wiederum die Investoren der Hedgefonds beunruhigen dürfte. Einmal aus der Büchse gelassen, wird sich dieser Nutzerschwarm nicht mehr so schnell einfangen lassen. Natürlich werden die Regulierungsbehörden tätig werden, denn der Vorwurf der Marktmanipulation steht im Raum – aber sobald der Schwarm seine Macht erkannt hat, wird es solche Ausbrüche öfters geben. Den Schwarmanlegern sei geraten, lieber bewusst zu investieren (z.B. durch Crowdinvesting) und sich nicht durch rein soziologische und psychologische Motive bewegen zu lassen.

Impf-Desaster: ein paar Überlegungen dazu

Ökonomen können bedingt zu allen Allokationsproblemen eine Aussage treffen und die aktuelle Impfsituation gibt Anlass, dazu ein paar Gedanken auszuführen. Seit dem Beginn der Pandemie wird über einen Impfstoff gesprochen und daran geforscht; seit dem Herbst wird die Impfung vorbereitet. Es ist ein außergewöhnliches Problem mit weitreichenden Auswirkungen, denn schnelle Impfungen vermindern Leid und erleichtern die wirtschaftliche Wiederbelebung. Es ist in der Tat ein Mastergame, das es in der wirtschaftlichen Welt (neben Kriegen und weitreichenden Umweltkatastrophen) nur selten gibt.
Die Kernfrage seit dem Spätsommer für die EU und die Staaten der EU war, wie viele Impfdosen vorbestellt werden sollten. Hier spielten auch nationale Interessen mit hinein (z.B. der französische Impfstoff von Sanofi hat die Erwartungen nicht erfüllt, war aber auf der Shortlist). Ohne auf die Details der Auftragsvergabe weiter eingehen zu können, so fällt doch auf, dass die Bestellphilosophie so ausgerichtet war, dass alle relevanten Impfstoffe berücksichtigt wurden und alle bestellt wurden, dass aber der Zeitpunkt zu wenig berücksichtigt wurde. „Man konnte ja nicht wissen, welches Pferd gewinnt“. Wenn wir nun feststellen, dass von dem siegreichen Impfstoff zu wenig vorbestellt wurde, dann reicht es nicht, darauf hinzuweisen, dass es Budgetgrenzen gibt und eine gewisse lineare Auftragsvergabephilosophie vorherrscht. Der entscheidende Punkt ist der, dass die Überlegungen hinsichtlich eines möglichen „Gewinners“ zu unausgegoren waren und einen stark bürokratischen Anstrich hatten („wenn zu viel bestellt worden wäre, wäre auch große Kritik laut geworden etc.“).
Die Pandemie führt zu einem absoluten Mastergame: ohne den Impfstoff ist die Pandemie nicht zu bewältigen und wird zur wirtschaftlichen und menschlichen Katastrophe weltweit führen. Also ist der Zeitpunkt entscheidend, nicht das Vergabeverfahren oder bürokratische und politische Einschränkungen. Jeder Tag, jede Stunde zählt und die Vorteile einer schnellen Impfung können schnell quantifiziert werden.
Um Kapazitäten für die Produktion der Impfstoffe vorzuhalten, hätte der Staat wetten müssen! Die Prämien für den Call (bezogen auf alle Impfstoffe) wären beträchtlich gewesen und sie hätten dazu geführt, dass Überkapazitäten für Impfstoffproduktionen entstanden wären – aber es wären womöglich rechtzeitig genügend hohe Impfstoffeinheiten verfügbar gewesen. Hätte man Biontech und Pfizer ermöglicht (und nicht nur Ihnen), diese Kapazitäten aufzubauen, dann hätten diese auch produziert – der Staat hätte die Einheiten ja abgenommen und das Absatzrisiko, das erheblich in die Risikokosten einfließt, auf quasi Null reduziert. In solch einem Spiel werden Oligopolrenten erwirtschaftet, aber der Staat hätte auch hier fiskalische Vorsorge treffen könne (wobei dies erst einmal außen vor bleiben soll). Der entscheidende Punkt ist die Zeit: während seit Wochen zusätzliche Hilfsmilliarden mit der Gießkanne ausgeschüttet werden, hätte man alternativ bzw. ergänzend Impfkapazitäten subventionieren sollen, die nicht unbedingt zu „sunk costs“ hätten führen müssen, da der Bedarf an weltweiten Impfungen hoch bleibt. Dies entspricht nicht der linearen Denkweise der Politiker. Der hier beschriebene Zustand entspricht einer Disruption, die mit linearen Konzepten nicht zu bewältigen ist.
Die Prämien für den o.g. Call wären an die Pharmafirmen geflossen und natürlich hatte die EU diese Prämien im Sommer auch nur für die erfolgversprechenden Impfstoffe ausgeben müssen (also die, die die Phase 2 der Zulassungen bewältigt haben). Zudem hätte man Lizenzproduktionen in diesem Zusammenhang rechtlich vorbereiten und organisieren können.
Was die Verteilung des Impfstoffs betrifft: hier sind die Neuerungen der Logistik durch die Blochchain zu betonen die man mit den entsprechenden Datenbanken für die Impfzentren und mobilen Impfstellen verknüpfen sollte, die die Verteilung schnell zu bewältigen. Dies wäre eine ergänzende andere Story…….