Impf-Desaster: ein paar Überlegungen dazu

Ökonomen können bedingt zu allen Allokationsproblemen eine Aussage treffen und die aktuelle Impfsituation gibt Anlass, dazu ein paar Gedanken auszuführen. Seit dem Beginn der Pandemie wird über einen Impfstoff gesprochen und daran geforscht; seit dem Herbst wird die Impfung vorbereitet. Es ist ein außergewöhnliches Problem mit weitreichenden Auswirkungen, denn schnelle Impfungen vermindern Leid und erleichtern die wirtschaftliche Wiederbelebung. Es ist in der Tat ein Mastergame, das es in der wirtschaftlichen Welt (neben Kriegen und weitreichenden Umweltkatastrophen) nur selten gibt.
Die Kernfrage seit dem Spätsommer für die EU und die Staaten der EU war, wie viele Impfdosen vorbestellt werden sollten. Hier spielten auch nationale Interessen mit hinein (z.B. der französische Impfstoff von Sanofi hat die Erwartungen nicht erfüllt, war aber auf der Shortlist). Ohne auf die Details der Auftragsvergabe weiter eingehen zu können, so fällt doch auf, dass die Bestellphilosophie so ausgerichtet war, dass alle relevanten Impfstoffe berücksichtigt wurden und alle bestellt wurden, dass aber der Zeitpunkt zu wenig berücksichtigt wurde. „Man konnte ja nicht wissen, welches Pferd gewinnt“. Wenn wir nun feststellen, dass von dem siegreichen Impfstoff zu wenig vorbestellt wurde, dann reicht es nicht, darauf hinzuweisen, dass es Budgetgrenzen gibt und eine gewisse lineare Auftragsvergabephilosophie vorherrscht. Der entscheidende Punkt ist der, dass die Überlegungen hinsichtlich eines möglichen „Gewinners“ zu unausgegoren waren und einen stark bürokratischen Anstrich hatten („wenn zu viel bestellt worden wäre, wäre auch große Kritik laut geworden etc.“).
Die Pandemie führt zu einem absoluten Mastergame: ohne den Impfstoff ist die Pandemie nicht zu bewältigen und wird zur wirtschaftlichen und menschlichen Katastrophe weltweit führen. Also ist der Zeitpunkt entscheidend, nicht das Vergabeverfahren oder bürokratische und politische Einschränkungen. Jeder Tag, jede Stunde zählt und die Vorteile einer schnellen Impfung können schnell quantifiziert werden.
Um Kapazitäten für die Produktion der Impfstoffe vorzuhalten, hätte der Staat wetten müssen! Die Prämien für den Call (bezogen auf alle Impfstoffe) wären beträchtlich gewesen und sie hätten dazu geführt, dass Überkapazitäten für Impfstoffproduktionen entstanden wären – aber es wären womöglich rechtzeitig genügend hohe Impfstoffeinheiten verfügbar gewesen. Hätte man Biontech und Pfizer ermöglicht (und nicht nur Ihnen), diese Kapazitäten aufzubauen, dann hätten diese auch produziert – der Staat hätte die Einheiten ja abgenommen und das Absatzrisiko, das erheblich in die Risikokosten einfließt, auf quasi Null reduziert. In solch einem Spiel werden Oligopolrenten erwirtschaftet, aber der Staat hätte auch hier fiskalische Vorsorge treffen könne (wobei dies erst einmal außen vor bleiben soll). Der entscheidende Punkt ist die Zeit: während seit Wochen zusätzliche Hilfsmilliarden mit der Gießkanne ausgeschüttet werden, hätte man alternativ bzw. ergänzend Impfkapazitäten subventionieren sollen, die nicht unbedingt zu „sunk costs“ hätten führen müssen, da der Bedarf an weltweiten Impfungen hoch bleibt. Dies entspricht nicht der linearen Denkweise der Politiker. Der hier beschriebene Zustand entspricht einer Disruption, die mit linearen Konzepten nicht zu bewältigen ist.
Die Prämien für den o.g. Call wären an die Pharmafirmen geflossen und natürlich hatte die EU diese Prämien im Sommer auch nur für die erfolgversprechenden Impfstoffe ausgeben müssen (also die, die die Phase 2 der Zulassungen bewältigt haben). Zudem hätte man Lizenzproduktionen in diesem Zusammenhang rechtlich vorbereiten und organisieren können.
Was die Verteilung des Impfstoffs betrifft: hier sind die Neuerungen der Logistik durch die Blochchain zu betonen die man mit den entsprechenden Datenbanken für die Impfzentren und mobilen Impfstellen verknüpfen sollte, die die Verteilung schnell zu bewältigen. Dies wäre eine ergänzende andere Story…….

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