Offenbar ist die Bundesregierung bei dem o.g. Deal überrascht worden. Das Ganze ist ein gutes Beispiel, wie sich solche Deals gestalten lassen, ohne die Regulierung zu umgehen. Basierend auf dem Newsletter von Matt Levine (Bloomberg) von gestern folgender Erklärungsansatz:
In dieser komplexen Transaktion geht es im Wesentlichen darum, wie man Aktien eines Unternehmens (insbesondere eines großen börsennotierten Unternehmens) erwerben oder absichern kann, ohne die vollständige rechtliche Verantwortung oder die wirtschaftlichen Risiken zu übernehmen, die mit dem direkten Besitz dieser Aktien einhergehen. Es werden zwei Handelsstrategien beschrieben: der Total Return Swap (TRS) und der Collar, um wirtschaftliches Eigentum und Absicherungsstrategien zu verwalten.
1. Total Return Swap (TRS) – wirtschaftliches Engagement ohne Aktienbesitz
Ein Total Return Swap ist ein Finanzderivat, bei dem eine Partei (der Investor) das wirtschaftliche Eigentum an einer Aktie erhält, ohne die Aktie tatsächlich zu besitzen. Ein Beispiel wäre der Wunsch, 11,5 % eines Unternehmens zu besitzen, jedoch verhindern regulatorische Hürden oder Offenlegungspflichten den direkten Kauf.
Funktionsweise eines TRS:
– Der Investor (z. B. UniCredit) schließt einen Swap-Vertrag mit einer Bank ab, die als Gegenpartei agiert.
– Im Vertrag verpflichtet sich die Bank, dem Investor Zahlungen zu leisten, wenn der Aktienkurs steigt, und der Investor verpflichtet sich, der Bank zu zahlen, wenn der Aktienkurs fällt.
– Die Bank sichert dieses Engagement ab, indem sie tatsächlich die Aktien am Markt kauft. Steigt der Kurs, gewinnt die Bank an Wert, den sie an den Investor weitergibt, und umgekehrt.
Vorteile:
– Der Investor erhält wirtschaftliches Eigentum an den Aktien (d. h. die Gewinne oder Verluste aus Kursänderungen), ohne sie tatsächlich zu besitzen.
– Er kann regulatorische Hürden umgehen, da er formell nicht als Aktionär eingetragen wird.
Risiko:
– Sollte die Bank den Handel absichern müssen, indem sie die Aktien kauft, könnte dies den Aktienpreis in die Höhe treiben, was die Kosten für den Investor erhöht, wenn er später die echten Aktien erwerben möchte.
2. Collar – Absicherung des Aktienbesitzes
Ein Collar ist eine Strategie zur Absicherung eines bestehenden Aktienbestands, bei der der Investor sowohl sein Abwärtsrisiko begrenzt als auch das Aufwärtspotenzial einschränkt.
Funktionsweise eines Collars:
– Der Investor besitzt eine bestimmte Anzahl von Aktien, möchte sich aber gegen Kursverluste absichern.
– Die Bank verkauft dem Investor eine **Put-Option**, die ihm das Recht gibt, die Aktien zu einem festen Preis (z. B. 90 $) zu verkaufen, wenn der Kurs unter diesen Wert fällt.
– Im Gegenzug verkauft der Investor eine **Call-Option** an die Bank, die es der Bank ermöglicht, die Aktien zu einem festgelegten Höchstpreis (z. B. 110 $) zu kaufen, wenn der Kurs über diesen Wert steigt.
Ergebnis:
– Wenn die Aktie fällt, schützt der Put den Investor vor großen Verlusten.
– Wenn die Aktie stark steigt, profitiert der Investor nur bis zu einem bestimmten Limit, da die Call-Option die Gewinne nach oben begrenzt.
Kombination von TRS und Collar – das Beispiel UniCredit
UniCredit hat in diesem Szenario einen Total Return Swap genutzt, um wirtschaftliches Eigentum an 11,5 % der Aktien der Commerzbank zu erwerben, ohne diese physisch zu kaufen. Da der direkte Kauf solcher Aktien eine Zustimmung der Europäischen Zentralbank (EZB) erfordert, bietet der Swap eine Zwischenlösung. Währenddessen hat UniCredit durch den Einsatz eines Collars das wirtschaftliche Risiko dieses Engagements begrenzt, um flexibel auf Marktbewegungen reagieren zu können.
Ablauf und Absicherung:
– UniCredit schließt einen Swap mit Banken ab, um die wirtschaftlichen Vorteile der Commerzbank-Aktien zu erhalten.
– Um jedoch das Risiko dieses Swaps abzusichern, wurde ein Collar abgeschlossen, der das Engagement nach unten absichert und die Gewinne nach oben begrenzt.
– Das Ergebnis: Die Banken müssen nicht sofort die vollen 11,5 % der Aktien kaufen und absichern, was den Markt beruhigt und den Kaufprozess vereinfacht.
Fazit:
Diese Art von Transaktionen kombiniert zwei Strategien, die je nach den Zielen eines Investors flexibel eingesetzt werden können: der Total Return Swap, um wirtschaftliches Eigentum an Aktien zu erwerben, ohne sie tatsächlich zu besitzen, und der Collar, um bestehendes Eigentum abzusichern und das Risiko zu minimieren. In diesem Fall hat UniCredit beide Strategien genutzt, um einerseits Commerzbank-Anteile zu sichern, ohne sofort auf regulatorische Hürden zu stoßen, und andererseits das Risiko durch Absicherungsmaßnahmen zu minimieren, bis eine Genehmigung der EZB vorliegt. Sowohl der Investor als auch die Bank verdienen bei einem Total Return Swap: Der Investor profitiert von Kursgewinnen, ohne die Aktie direkt zu besitzen, und die Bank verdient an Gebühren und Finanzierungskosten. Die Bank sichert den Swap ab, indem sie die Aktien kauft, und berechnet dem Investor für dieses Risiko und den Kapitaleinsatz Kosten.
Hier eine Präsentation zu diesem Artikel….Rechte vorbehalten: Total_Return_Swaps_and_Collar_Strategies_Presentation