Abweichende Meinungen zu Prokon

Es ist immer wieder interessant zu lesen und zu hören, wie alternative Anlagemöglichkeiten wie Genussrechte oder Mittelstandsanleihen zum Gegenstand von grober Kritik in den Medien werden. Aktuelles Beispiel ist der Fall Prokon. Angst – das ist hier das Stichwort. Angst, dass man als Anleger falsch gelegen hat, Angst, dass man einer Betrügerei aufgesessen ist. Dieses Bild wird von den Medien geschürt.

Es ist natürlich so, dass solche Produkte nicht den Kapitalmarktanforderungen in allen Punkten entsprechen, dass sie aber eine gute Rendite versprechen und auf alle Fälle mit Risiken verknüpft sind. Kritik an mangelnder Offenlegung und an unübersichtlichen Geschäftspraktiken ist daher gut nachvollziehbar.  Aber: es gibt ja Gründe, warum sich ein sog. „Grauer Kapitalmarkt“ und auch ein Markt für Mittelstandsanleihen etabliert hat: gerade bei Prokon stand die Verknüpfung zu einem grünen Produkt im Vordergrund und bei Mittestandsanleihen steht die direkte Finanzierung eines Unternehmens mit überschaubaren Produkten im Mittelpunkt – dominiert natürlich von hohen Zinserträgen. In beiden Fällen spielen Banken nur eine Nebenrolle. Aber: die Genussrechte sind wenig standardisiert und sind im Gegensatz zu den Mittelstandsanleihen nicht an der Börse handelbar. Es sind durchaus komplexe Produkte und sie sind nicht für jeden geeignet. Entscheidend ist, dass ein Anleger eine Entscheidung für ein solches Produkt getroffen hat und dass er damit auch falsch liegen kann. Die Medienschelte thematisiert aber einfach nur die Angst und nicht das Risiko. Damit fördert sie ein infantiles Anleger- und Menschenbild.

Was dahinter steckt ist – einmal abgesehen, dass die Finanzkrise auch viele Nervenstränge offen gelegt hat und viel Orientierung verloren gegangen ist – die unausgereifte mentale Verarbeitung des Begriffs Risiko. Die Menschen, die investieren, sollten sich mit diesem Phänomen, den Zufallseigenschaften und den damit verknüpften Verzerrungen auseinander setzen. Wer dafür nicht die Nerven und die mentale Einstellung hat, sollte die Finger davon lassen.

„Man fragt sich, wie es um die Risikokultur in einem führenden Wirtschaftsland steht, wenn dem Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes BDI zu einem wachsenden Unternehmen, dem die Finanzierung weggebrochen ist, der Satz einfällt: „Investitionen dürfen nicht zum Glücksspiel werden.“ Dies ist ein Zitat aus dem Zeitartikel, dessen Link Sie hier gleich unten finden. Ein Verbandsvertreter eines Wirtschaftsverbandes verbindet den komplexen Begriff Risiko mit dem Begriff Glücksspiel.  Da ist dann wohl nicht mehr so viel zu erwarten!

Hier der Linke zu dem Zeitartikel-Online Januar 2014.

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